Verkehrszeichenerkennung & ISA im Škoda Elektro – was du wissen solltest

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Seit 2024 sind in der EU neue Assistenzsysteme für Neuwagen Pflicht. Dazu gehört auch der Intelligent Speed Assist (ISA) oder Adaption wie es offiziell heisst. – ein System, das dich beim Einhalten der Höchstgeschwindigkeit unterstützt. Grundlage dafür ist die Verkehrszeichenerkennung, die mithilfe von Kamera und Kartendaten arbeitet.

Was ist ISA und warum ist es Pflicht?

ISA steht für Intelligent Speed Adaption und ist Teil der EU-Sicherheitsvorgaben für neue Fahrzeuge. Es soll Verkehrssicherheit und Umweltschutz fördern, indem es Fahrer:innen visuell oder akustisch warnt, wenn sie zu schnell unterwegs sind – und optional die Geschwindigkeit aktiv begrenzt.

Die rechtliche Grundlage dafür ist die EU-Verordnung (EU) 2019/2144, ergänzt durch den entsprechenden Delegierten Rechtsakt. Diese schreibt ISA seit dem 6. Juli 2022 für neue Fahrzeugtypen und ab dem 7. Juli 2024 für alle neu zugelassenen Fahrzeuge in der EU verpflichtend vor.

Dabei ist wichtig zu verstehen: Die EU schreibt keine bestimmte Technik oder Einschränkung vor, sondern lässt Spielraum für eine praxisgerechte Umsetzung. Hersteller können zwischen verschiedenen Warnmethoden wählen – vom akustischen Signal bis zur leichten automatischen Reduktion der Antriebskraft. Diese Varianten sind technisch unterschiedlich, aber rechtlich gleichgestellt und übersteuerbar.

Welche Umsetzungsvarianten erlaubt die EU?

Hersteller können zwischen vier zulässigen Feedback-Varianten wählen, um Fahrer:innen bei Überschreiten der erlaubten Geschwindigkeit zu warnen:

  1. Haptisches Feedback über das Fahrpedal
    Das Pedal erzeugt einen leichten Gegendruck und „drückt zurück“. Der Fahrer kann den Widerstand jederzeit übersteuern.
  2. Automatische Geschwindigkeitskontrolle
    Die Motorleistung wird unabhängig vom Gaspedal leicht reduziert. Der Fahrer kann jederzeit eingreifen.
  3. Stufengebundene akustisch-optische Warnung
    Zuerst wird ein optisches Signal (z. B. blinkende Anzeige) gezeigt.
    Nach einigen Sekunden folgt ein akustisches Signal.
    Beide Hinweise enden automatisch, wenn der Fahrer nicht reagiert.
  4. Stufengebundene Vibrationswarnung
    Optisches Signal + anschließendes Vibrationsfeedback über das Fahrpedal.
    Auch hier endet die Warnung automatisch.

Alle vier Varianten gelten als gleichwertig im Sinne der Verkehrssicherheit.

Quelle: EUR-Lex: Regulation (EU) 2019/2144

Wie macht es Škoda?

Škoda hat sich für die vergleichsweise fahrerfreundliche Umsetzung der dritten Variante entschieden:

  • Wird ein Tempolimit erkannt, das unter deiner aktuellen Geschwindigkeit liegt, blinkt das Symbol mit der erkannten Höchstgeschwindigkeit in der Anzeige.
  • Zusätzlich erscheint ein Ausrufezeichen neben dem Symbol.
  • Ein akustisches Signal warnt dich kurzzeitig.

Die Geschwindigkeit wird nicht automatisch begrenzt oder reduziert, Du kannst also immer noch entscheiden schneller zu fahren.

Mit einer Ausnahme: Ist der prediktive Abstandtempomat (pACC) oder der Travel Assist aktiv und ist die Option „Reaktion auf zulässige Geschwindigkeit“ aktiv, wird Dein Škoda Elektroauto die neue Geschwindigkeit nicht nur anzeigen, sondern als Fahrgeschwindigkeit übernehmen. Entsprechend wird gebremst oder beschleunigt.

Warum Tempolimits einhalten wichtig ist

Viele unterschätzen die Auswirkungen einer Geschwindigkeitsüberschreitung von „nur“ 20 km/h. Doch das Risiko steigt nicht linear, sondern überproportional:

  • 120 km/h = ca. 33 Meter/Sekunde
  • 140 km/h = ca. 39 Meter/Sekunde → 6 Meter mehr pro Sekunde

Diese Differenz kann in einer kritischen Situation (z. B. Stauende oder Spurwechsel eines anderen Fahrzeugs) über Leben und Tod entscheiden. Auch der Anhalteweg verlängert sich drastisch – weil der Bremsweg quadratisch zur Geschwindigkeit wächst. Er vervierfacht sich also bei doppelter Geschwindigkeit.

Laut einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) waren zwar nur in 29 % der Unfälle auf Landstraßen zu hohe Geschwindigkeiten im Spiel – diese verursachten aber 58 % der Getöteten. Überhöhte Geschwindigkeit ist, neben Ablenkung z.B. durch das Smartphone, die grösste Gefahrenquelle im Strassenverkehr in Hinblick auf Unfälle mit Todesfolge.

Quelle: Studie der UDV, Unfallforschung der Versicherer

Was Verantwortung wirklich bedeutet

Ein beliebtes Argument lautet:
„Ich fahre schneller, aber ich trage ja auch die Verantwortung, wenn ich erwischt werde.“

Doch das greift zu kurz – denn:

  • Es ist kein Recht, eine Regel zu brechen, nur weil man bereit ist, das Bußgeld zu zahlen.
  • Es ist kein Zeichen von Reife, die eigene Freiheit über die Sicherheit anderer zu stellen.
  • Und „erwischt werden“ ist ohnehin der falsche Massstab – Das Wort verharmlost und lässt es so aussehen als sei der „Blitzer“ die Schlimmste Folge.

Freiheit im Straßenverkehr endet dort, wo sie andere gefährdet.

Selbst wenn ein Tempolimit objektiv überzogen erscheint – etwa weil es nach einer Baustelle versehentlich stehen geblieben ist – rechtfertigt das kein Ignorieren. Das mag menschlich nachvollziehbar sein, ist aber trotzdem Unrecht. Denn wer schneller fährt, als erlaubt, nimmt sich ein Privileg, das er nicht hat.

Verkehrssicherheit ist keine Schikane. Sie ist das Ergebnis von unzähligen Toten, Verletzten und Tragödien auf unseren Straßen – und dem Willen, daraus zu lernen.

Wenn Technik irrt – und warum das auch eine Gefahr ist

All das heißt nicht, dass es keine Probleme gibt. Die gibt es – und zwar nicht in der Regulierung, sondern in der Umsetzung. Denn Systeme wie ISA und Verkehrszeichenerkennung sind nur so gut wie ihre Datenlage – und diese ist heute noch alles andere als perfekt.

Ein Beispiel, das viele Fahrer:innen kennen:
Auf der Autobahn gilt klar und sichtbar 120 km/h – doch das Fahrzeug erkennt plötzlich 60km/h, etwa durch ein schlecht erfasstes Baustellenschild auf der Nebenfahrbahn oder fehlerhafte Daten.

Dies ist an sich kein Problem, da die Warnung wie oben beschrieben unkritisch ist, im schlimmsten Fall nervig. Daher kann man sie derzeit noch ausschalten. Aber wenn die „Reaktion auf erkannte Geschwindigkeit“ aktiv ist kann es jetzt kritisch werden. Eine spontane Bremsung auf der Autobahn provoziert ebenfalls Unfälle.

Wie Du das abbrechen kannst habe ich im Video gezeigt. Mit dem Lenkstockschalter für den Tempomaten (links am Lenkrad) kannst Du mit einem Zug zu Dir die Übernahme abbrechen. Dies geht, so lange die neue Geschwindigkeit mit einem weissen Symbol dargestellt wird. Doch manchmal wird die Geschwindigkeit ohne Vorlauf und Vorwarnung übernommen und das ist gefährlich!

Die Ursache liegt dabei aber nicht bei der EU-Verordnung. Diese schreibt keine Zwangseingriffe vor und lässt die Umsetzung bewusst offen. Die Verantwortung liegt beim Hersteller, bei Škoda – in drei Bereichen:

  1. Kameratechnik: Muss zuverlässig auch komplexe, überhöhte oder temporäre Schilder erkennen
  2. Systemlogik: Darf keine starren oder unlogischen Reaktionen erzeugen – sondern muss kontextsensitiv handeln
  3. Datenqualität: Karten müssen aktuell sein, Echtzeitdaten müssen integriert werden

Und hier gibt es derzeit noch deutliche Defizite. Das muss dringend angegangen werden, denn die Menge der Fehlerkennungen seitens des Autos ist eindeutig zu hoch!

Die Lösung liegt in Vehicle-to-Infrastructure

Die wirklich robuste Lösung für all diese Probleme heißt: Vehicle-to-Infrastructure (V2I) – also die direkte Kommunikation zwischen Auto und Infrastruktur.
In diesem System teilen Verkehrsschilder, Ampeln, Baustellen oder temporäre Hinweise ihre Informationen direkt und digital mit dem Fahrzeug – unabhängig von Sicht, Wetter oder Kameraerkennung.

Ein solches System ist nicht interpretierend, sondern faktenbasiert und reduziert Fehlinformationen drastisch. Es bietet einen verlässlichen Rahmen für Assistenzsysteme wie ISA.

Erste Pilotprojekte laufen bereits in Deutschland, Frankreich, Spanien und den Niederlanden – aber der flächendeckende Rollout braucht politischen Willen, Investitionen und Standards.

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